Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in der Stadt Kulmbach wohl 6 bis 7 einzelne Schulräume, die über das ganze Stadtzentrum verstreut waren. Aus den Akten des Magistrats geht hervor, dass man 1860 mit den Vorarbeiten zur Erbauung eines neuen Schulhauses begann. Als Bauplatz wurde die markgräfliche Amtsstallung an der Ecke Kirchwehr, Einmündung Schießgraben ausersehen – unmittelbar unterhalb der Plassenburg und der Petrikirche. Man erkannte in Kulmbach frühzeitig, welch hohen Stellenwert allgemeinbildende Schulen für ihre Bürger einnehmen. Am 1. Mai 1868 wurde der Bau in Angriff genommen. Die Eröffnung des Schulhauses fand 1870 statt, exakt zwei Jahre danach. Den Wahlspruch für das neue Gebäude kann man heute noch in der Eingangshalle bewundern: "Den Geist zur Freiheit zu erziehn, sei hier das eifrigste Bemühn."
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1878 wurde in Bayern, also auch an unserer Schule, das Längenmaß „Meter“ eingeführt. In einem „Schulentlassschein“, der einem Abschlusszeugnis entspricht, wurden neben den Schulfächern auch „Geistesgaben, Fleiß, Schulbesuch, sittliches Verhalten und Kenntnisse“ beurteilt. Lehrer wurden damals nicht besonders gut bezahlt, erhielten aber innerhalb Oberfrankens in Kulmbach die besten Gehälter. Das ausgehende 19. und das beginnende 20. Jahrhundert sind von den Schriften zweier Pädagogen besonders beeinflusst: Pestalozzi und Herbart. Im Vordergrund der Pädagogik steht der Begriff der „Bildsamkeit“. Die Erziehung hat die Aufgabe, den Menschen zur sittlichen Selbstbestimmung zu befähigen auf Grund der Ausbildung aller Kräfte, nämlich von „Kopf, Herz und Hand“. In der Praxis sah man aber oft nur formalen Drill. Der Erziehungsstil war autoritär. Der Lehrer stand, die Schüler überragend auf einem Podest. Die Schüler saßen in Reih und Glied hintereinander und Schwätzen oder anderes Fehlverhalten wurde sofort mit Sanktionen belegt.
Im Jahr 1933 übernahm die NSDAP die Macht in Deutschland. Dabei wurden auch die an der Oberen Schule tätigen Lehrer Georg Hagen und Max Hundt in „Schutzhaft“ genommen. Georg Hagen wurde später, nach dem Krieg, Oberbürgermeister und Max Hundt wurde Stadtschulrat.
Der Anfang nach 1945 war schwierig, herrschte doch große Raumnot. Die Familie des Hausmeisters hatte ihre Wohnung in der Schule, es gab keinen Werkraum, kein Handarbeitszimmer, nicht einmal ein Schulleiterzimmer. Der Unterricht musste als „Schichtunterricht“ ablaufen. Zwei Klassen teilten sich einen Raum. Eine Klasse hatte am Vormittag Unterricht, die andere Klasse am Nachmittag. Eine Unterrichtsstunde hatte 60 Minuten und auch am Samstag war Unterricht. Auch die Lebensmittel waren äußerst knapp. Es war die Zeit der „Schulspeisung“. Die Mahlzeiten wurden schöpflöffelweise an die Kinder ausgeteilt. In den Klassenzimmern gab es keine Tische und Stühle, sondern Zweierbänke mit Pulten, die mit Stahlschienen am Boden befestigt waren. Der Schulhof diente als Sportplatz für Gymnastik und Ballspiele, mit einer Weitsprunggrube, einem Reck, einem Barren und 6 Kletterstangen. Bis in die 60er Jahre herrschte ein derart gravierender Lehrermangel, dass bis zu 70 Schüler eine einzige Klasse bildeten. In Krankheitsfällen musste ein Lehrer zwei solcher Klassen führen. Zur Linderung der Not wurden pensionierte Lehrer gebeten, wieder in den Dienst einzutreten.
Im Jahre 1980 erhielt die Schule einen Anbau mit Werkraum, Mehrzweckraum und einer Pausenhalle. 1995 feierte man das 125-jährige Bestehen der Oberen Schule.
Die Schulleiter nach dem Krieg:
Fritz Borger
Hans Brehm
Wilhelm Holl
Berthold Schweizer
Wilhelm Mages
Richard Reihl
Wolfgang Leipert
Helmuth Breitenfelder
Marion Hoffmann
Daniela Naujoks
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